Seeputzeten

Stadtseen 2005:

Artikel vom: 25.10.2005, Kreiszeitung Böblinger Bote

Jede Menge Gerümpel und zig Geldbeutel

Fischer bergen einen Container voll Schrott aus Seen

Wenn die Stadt ihren Kreisfischereiverein nicht hätte, hätte sie bei ihren Seen ein Problem. Denn die beiden innerstädtischen Weiher verdrecken durch "Fremdeinträge", die nicht fischbedingt sind. Mehr als einen Container Alteisen und Schrott haben 42 Petrijünger bei ihrer Putzete am Samstagmorgen aus den Fluten gefischt. Soviel wie selten zuvor.
"Ich hab' das Gefühl, es ist schlimmer geworden", bilanziert Vereins-Chef Gerhard Hofmann nach vier anstrengenden Stunden. 13 Fahrräder vom Kinderrädle bis zum Erwachsenen-Renner, Einkaufswagen, eine Armada von Wegbegrenzungs-Pfosten, Papierkörbe, Verkehrsschilder, teils mitsamt Betonsockel, Gartenmöbel und drei Schirme der CCB sowie unzählige Flaschen: Erstaunlich, was manche Schweinigel im Oberen und Unteren See versenken. "Das, was weiter drinnen liegt, finden wir ja nicht mal", erklärt Gerhard Hofmann.
Obwohl: Eine Taucherfirma aus Gronau ist den Fischern zu Hilfe geeilt und in Neopren-Anzügen weiter vorgedrungen, als das ansonsten mit Wat- und Gummistiefeln möglich ist. Die Stadt hatte zuvor den Seenpegel um einen guten Meter abgelassen, so dass der Uferbereich besser zu durchkämmen war.
Ebenfalls aus dem Schlamm und Schlick gezogen haben die Angelfreunde annähernd 60 Geldbeutel als Überbleibsel von (Taschen-)Diebstählen. "Personalausweise, Führerscheine und Scheckkarten, teilweise auch Kleingeld waren noch drin", schüttelt der 62-Jährige den Kopf darüber, was er der Polizei übergeben hat.
Jeder Angelfreund verpflichtet sich, 20 Arbeitsstunden im Jahr abzuleisten. Ein Einsatz fürs Gemeinwohl, der dokumentiert wird und Voraussetzung ist für die weitere Angelerlaubnis. Umso mehr ärgert Gerhard Hofmann, dass seine Leute mit der Seen-Säuberung alleingelassen blieben. "Es gibt ja wesentlich mehr Nutznießer an den Gewässern, die uns behilflich sein müssten", nerven den Fischer-Vorsitzenden diverse Trittbrettfahrer: "Ich habe sie alle vor sieben Wochen angeschrieben. Es hat sich aber keiner bei uns gemeldet. Das stinkt uns gewaltig."
Demnächst gehen die Vereinsmitglieder auch noch an den Ganssee - das Laub der Kastanienbäume wegschaffen, bevor es das Gewässer unnötig durch Nährstoffe überdüngt.

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